
Basic Guide und Lifehacks zum Thema „Kleidung in der Klinik“ – nicht nur für Frauen
Der erste Tag in der Klinik, ein Praktikum oder Hospitationstag – aber was zieh ich nur an? Über die Auswahl der richtigen Kleidung musst du dir nach diesem Artikel aber keine Sorgen mehr machen!
Du erfährst, was unter Bereichskleidung zu verstehen ist, erhältst wertvolle Tipps zum Thema Schmuck und weißt, worauf du beim weißen Kittel achten musst. Zudem steht dir eine praktische Checkliste für deinen ersten Tag zur Verfügung.
Klinik-Kleidung
In Kliniken ist es für Ärzte im Allgemeinen erforderlich, spezielle Arbeitskleidung zu tragen, wobei die genauen Vorschriften je nach Abteilung, Fachrichtung und Krankenhausbereich unterschiedlich sein können.
Besonders in den klar strukturierten Bereichen wie dem OP oder der Intensivstation ist das Tragen von sogenannter Bereichskleidung bundesweit Pflicht, um die Hygiene und Sicherheit zu gewährleisten. In den folgenden Abschnitten werde ich erläutern, was genau darunter zu verstehen ist und welche Gründe diese Regelungen haben.
Bereichskleidung

Hose und Kassak
Bereichskleidung besteht in der Regel aus einer Hose und einem Kassak (engl. Scrubs – ja danach ist die Serie benannt) einer spezifischen Farbe. Auf Intensivstationen sind meist blaue und in Operationssälen grüne Kleidungsstücke gebräuchlich, wobei es je nach Klinik Unterschiede geben kann. In großen Operationssälen wird zudem oft zwischen septischen und aseptischen Bereichen unterschieden, die unterschiedliche Farben erfordern. Die Hosen sind in der Regel mit einer Kordel zur Anpassung an der Taille versehen und sollten in verschiedenen Größen verfügbar sein. Die kleinste Größe ist 00, gefolgt von 0, I, II und darauf aufbauenden römischen Zahlen, wobei die größte Größe, die ich gesehen habe, VII ist und normalerweise extra bestellt werden muss.
Schuhe (Crocs)
Zu den Hosen und Kassaks in bestimmten Farben werden meist auch Crocs bereitgestellt, die nach Größen in Regalen geordnet sind. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten, da Chefärzte sowie Ober- und Assistenzärzte, OP-Schwestern und Intensivpersonal ihre Crocs mit speziellen Einlagen, einzigartigen Farben, Ansteckern oder Aufdrucken personalisiert haben. Für Besucher oder Praktikanten besteht die Möglichkeit, sogenannte Besuchercrocs oder Crocs von abwesenden Mitarbeitern zu tragen. Das selbstständige Auswählen personalisierter Crocs kann als Fauxpas angesehen werden.
Socken und Strümpfe
In den meisten Fällen gibt es auch spezielle OP-Socken, die du anziehen solltest, wenn du nicht barfuß gehen möchtest. Trage jedoch auf keinen Fall deine eigenen Socken, da Blut, Flüssigkeiten und andere Substanzen in deine Schuhe gelangen können und du deine eigenen Socken dann ungern wieder tragen oder zu Hause waschen möchtest.
Ein praktischer Tipp, besonders für Frauen, sind Kompressionsstrümpfe, die ich sehr empfehlen kann, vor allem wenn du häufiger im OP bist. Kompressionsstrümpfe der Klasse I sind ausreichend und in verschiedenen Längen, bis zum Knie oder als Oberschenkelstrumpf, in jedem Orthopädiehaus oder online erhältlich. Man kann sie extra anpassen lassen – dies ist aber nicht unbedingt notwendig. Sie können unter den OP Socken getragen werden und haben gleich mehrere Vorteile:
- Kompressionsstrümpfe verhindern sie bei langem Stehen die Bildung von Besenreißern und Varizen (also auch kosmetisch relevante Venenerkrankungen).
- Nebenbei sorgen sie für eine angenehme Kühle. Braucht man nicht bei 18 Grad im OP denkst du? Wenn man in einem Standard-OP als Anästhesist arbeitet stimmt das – doch sobald du am OP-Tisch in steriler Kleidung, mit Haube und Maske sowie oft einer Röntgenschürze unter den hellen, warmen Lampen stehst, bist du für etwas Kühle dankbar. Übrigens: Nicht jeder OP ist kalt – bei Verbrennungs-OPs wird die Temperatur auf Körperwärme angehoben.
- Darüber hinaus helfen Kompressionsstrümpfe, einen Kreislaufkollaps zu verhindern, insbesondere z.B. wenn du zum ersten Mal im OP bist, wenig gegessen hast, keine Zeit für eine Kaffeepause hattest oder dich den ganzen Morgen nicht wohlgefühlt hast. Diese Umstände können zu einem Kreislaufkollaps führen, und die Kompressionsstrümpfe stellen sicher, dass das Blut dort bleibt, wo es hingehört, anstatt in den Beinen zu versacken.
Eigene Kleidung und Regelungen zur Dienstkleidung
Im OP, auf der Intensivstation und in anderen Bereichen wie teilweise der Kardiologie benötigst du neben Unterwäsche, eventuell Socken oder Kompressionsstrümpfen sowie manchmal Turnschuhe, keine spezielle, eigene Kleidung. Eigene Kleidung wird in der sogenannten Schleuse abgelegt und wieder angelegt. Die Dienstkleidung wird nach Toilettengängen gewechselt und darf aus hygienischen Gründen nicht außerhalb des jeweiligen Bereichs getragen werden.
Du wirst feststellen, dass diese Regel in manchen Krankenhäusern nicht immer ganz so streng beachtet wird. Besonders nach den regulären Dienstzeiten, wenn auch der letzte Hygieniker das Gebäude verlassen hat, tragen einige Kollegen in verschiedenen Kliniken Dienstkleidung, weil sie bequem ist und auch ein bisschen cool – das ist jedoch nicht korrekt, und insbesondere als neuer Mitarbeiter oder Praktikant solltest du dich unbedingt an die Regeln halten.
Diese Dienstkleidung wird bei 90 Grad gewaschen und ist dazu gedacht, die Anzahl von Mikroorganismen in stark infektionsgefährdeten Bereichen zu reduzieren. In einem Umfeld, in dem Patienten immun- oder anderweitig geschwächt sind oder sich einer Operation unterziehen, stellt dies einen effektiven und sinnvollen Schutz dar. Zudem markiert die Kleidung die Übergangsbereiche, etwa die Schleuse für Patienten im OP oder den Eingang zur Intensivstation, wodurch der Unterschied zwischen dem Personal in den speziellen Bereichen und der Außenwelt sichtbar wird und das Bewusstsein für die besonderen Hygienevorschriften geschärft wird.
Bereiche ohne Bereichskleidung
Außerhalb der Bereiche, in denen spezielle Berufskleidung erforderlich ist, richtet sich die angemessene Klinik-Kleidung vor allem nach der jeweiligen Fachrichtung und den spezifischen Aufgaben.
In Bereichen, in denen Patienten nicht oder nur in geringem Maße untersucht werden, greift man häufig zu Alltagskleidung. Dabei sind Sommerkleider oder Shorts bei Psychiatern und Augenärzten mittlerweile keine Seltenheit mehr. In der Gynäkologie tragen einige Mitarbeiterinnen rosa Kassaks, während bei Kinderärzten und Anästhesisten bunte Motive ebenfalls verbreitet sind.
Das Wichtigste zusammengefasst.
Passe deine Kleidung der Abteilung an in der du arbeitest.
Frage dich, wenn du die Kleidung trägst:
- Fühle ich mich wohl?
- Würde ich als Patient einem so gekleideten Arzt/Studenten vertrauen?
- Ist die Kleidung bequem und praktisch?
Wenn du alle drei Fragen mit „ja“ beantworten kannst, wirst du richtig gekleidet sein.
Faustregel
Je weniger direkte Arbeit am Patienten, desto eher ist Alltagskleidung okay.

Der weiße Kittel.
Der weiße Kittel ist oft ein wichtiges Erkennungszeichen für Ärzte, Kinderärzte, die mit kleinen Patienten arbeiten, vermeiden ihn häufig, um keine Angst zu erzeugen. Die traditionellen Regeln für den weißen Kittel haben sich im Laufe der Zeit gewandelt; früher hatte er lange Ärmel und reichte bis zur Wade. Nach dem Physikum (1. Staatsexamen) darf ein Taillenband getragen werden, und nach der Approbation ist ein Stehkragen erlaubt.
Bis heute bleibt der Kittel ein Symbol für medizinische Autorität und ist in vielen Kliniken und Praxen Standard. Mit seinen zahlreichen Taschen bietet er Platz für Stethoskop, Notizen, Stifte und sogar Snacks. Ein humorvolles Gerücht besagt, dass die Anzahl der Kugelschreiber in der Brusttasche die Hierarchie im Krankenhaus widerspiegelt.
Zudem erleben viele Ärzte nach einem Dienst eine psychologische Entlastung, wenn sie den Kittel „an den Haken hängen“ und damit eine Grenze zwischen Berufs- und Privatleben ziehen. Vielen Kollegen fällt eine vollständige Differenzierung von Privat- und Arbeitsleben schwer. Probleme mit Kollegen aber insbesondere auch besonders verletzte oder erkrankte Patienten, Todesfälle, Schicksale von Patienten und Angehörigen oder eigene kleine und große Verfehlungen lassen viele Ärzte in ihrem Privatleben nicht los. Es kann helfen eine Grenze zu ziehen, in dem morgens der Kittel an- und abends wieder abgelegt wird. Dies kann ein symbolisches „in die berufliche Rolle des Arztes schlüpfen und sie wieder ablegen“ verdeutlichen.
Zudem schützt der weiße Kittel von Körperflüssigkeiten jeglicher Art – insbesondere, wenn man private Kleidung darunter trägt.
Kritiker argumentieren, dass ein guter Arzt keinen Kittel benötigt, um Autorität zu erlangen, und dass lange Ärmel Keime zwischen Patienten übertragen können.
Jede Ärztin unter 30 Jahren, jeder Arzt unter 1,70 m Körpergröße, jeder, der sehr dunkle Haare oder Haut hat, jeder der sehr dünn ist, wird mir recht geben, wie häufig der weiße Kittel in unserer heutigen Gesellschaft leider noch notwendig ist. Es vereinfacht für meist schon verängstigte und unsichere Patienten die Einordnung: weißer Kittel = Arzt – eine Sorge weniger.
Und auch die anderen oben genannten positiven Aspekte sollten nicht außer Acht gelassen werden. Das Hygiene-Argument ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen. Zunehmend gibt es Kurzarm-Kittel oder die Ärmel werden aufgerollt. Für eine intensive Untersuchung kann der Kittel ausgezogen und aufgehängt und anschließend wieder angezogen werden. Ich erhebe keinen Absolutheitsanspruch mit den hier genannten Argumenten, und mir ist bewusst, dass dies eine bisweilen recht heftige Diskussion auslösen kann.
Und unter dem Kittel?
In Bereichen wie der direkten Patientenuntersuchung, Notaufnahme, Chirurgie oder auf neurologischen Stationen ist es üblich, lange Hosen sowie T-Shirts oder Poloshirts zu tragen, wobei in manchen Fällen die Klinik die passende Kleidung in Form von weißen Hosen und Poloshirts zur Verfügung stellt. Mitarbeiter dürfen in der Regel aber auch ihre eigene Kleidung tragen. Dies gilt auch für Praktikanten.
Empfehlenswert sind eine gut sitzende weiße Hose und ein passendes T-Shirt oder Poloshirt. Die Hose sollte bequem und nicht zu eng sein, der Bund hoch genug, um Bewegungen wie Bücken zu ermöglichen, ohne ungewollte Einblicke zu gewähren. Sie sollte sauber und intakt sein, wobei eine lange, weiße Hose mit hohem Elasthananteil und einem hohen Bund oder Gürtel am besten geeignet ist. Das Oberteil sollte aus einem dicken, blickdichten Stoff bestehen, sauber und idealerweise weder zu kurz noch zu ausgeschnitten sein.
Auch wenn diese Kleiderordnung vielleicht etwas traditionell erscheint, hat sie ihren Sinn. In der Medizin arbeiten wir enger und auf eine wesentlich persönlichere Art mit Patienten und Kollegen zusammen als in anderen Berufsfeldern. Ein Arzt hat oft direkten körperlichen Kontakt mit seinem Patienten und spricht über persönliche Belange, was ein gewisses Vertrauensverhältnis erfordert, das durch ordentliche und saubere Kleidung unterstrichen wird. Du würdest dich auch lieber von einem Menschen mit gepflegten, sauberen Fingernägeln untersuchen lassen, oder? Saubere, gut sitzende Kleidung sendet das Signal, dass man auf sich selbst achtet, was impliziert, dass man auch in der Lage ist, auf die Patienten zu achten.
Zudem kann es in stressigen Situationen mit wenig Platz und langen Diensten vorkommen, dass einen die Kollegen in Unterwäsche oder verschlafen, ungeschminkt, ungekämmt usw. sehen.
Patienten müssen sich häufig ausziehen, und im OP sind sie oftmals vollständig nackt. Wenn man in sensiblen Gesprächen die Hand eines Patienten nimmt oder einem erschöpften Kollegen Trost spendet, können die Grenzen der Professionalität verschwimmen. Um eine gesunde Distanz und Barriere zu schaffen, die sowohl für die Patienten als auch für die Kollegen und einen selbst wichtig ist, sollte Kleidung gewählt werden, in der man sich gut bewegen kann und die einen angemessenen Eindruck vermittelt.
Das Drumherum
Für Schmuck und Accessoires gelten die gleichen Regeln wie für die Kleidung: je weniger intensiv der Patientenkontakt ist, desto mehr ist erlaubt Dennoch gilt im Allgemeinen: Weniger ist mehr. Im OP, der Intensivstation und den meisten chirurgischen Stationen ist jeglicher Schmuck an Händen und Handgelenken (ja, auch Uhren!) verboten. Kleine Ohrringe werden meist toleriert, werden jedoch im OP nicht gern gesehen und müssen von der Haube verdeckt werden.
Dies liegt vor allem daran dass in der Chirurgie Materialien in den Körper der Patienten eingebracht werden, die da verbleiben. In der Unfallchirurgie beispielsweise Platten, Schrauben und Nägel, in der Orthopädie Prothesen, in der Visceralchirurgie Netze und in der Gefäßchirurgie Stents um nur einige zu nennen. Dieses Material muss so gut es geht vor Mikroorganismen geschützt werden Mikroorganismen die sich auch auf Ketten, Ringen, Uhren oder Ohrringen befinden, sind die gleichen die bei einem Plattenlagerinfekt zu einer Sepsis des Patienten führen können.
Lange Ohrringe und Ketten sind aber auch in anderen Fachbereichen unpraktisch und z.B. in der Kinderheilkunde, insbesondere mit kleinen Kindern, sogar gefährlich. Uhren können in der Notaufnahme oder der Inneren Medizin. besonders mit einem sich bewegenden Sekundenzeiger. von Vorteil sein. Wer das Dilemma mit der Uhr am Handgelenk umgehen möchte kann sich beispielsweise eine Kitteluhr zulegen.
Ganz oben und ganz unten
Für die Frisur gilt: Sie sollte sauber und ordentlich sein. Ähnlich wie bei der Kleidung fühlen sich Patienten beim Anblick eines gepflegten Arztes wohler, da dieser den Eindruck vermittelt, sich auch um sein Gegenüber kümmern zu können. Zudem muss man den Patienten anfassen und auch das empfindet man als weniger unangenehm, wenn der Arzt/die Ärztin geduscht und frisch wirkt. Besonders bei langen Haaren empfiehlt sich ein geflochtener Zopf oder ein Dutt, um zu vermeiden, dass die Haare während der Untersuchung ins Gesicht fallen oder von kleinen Kindern gegriffen werden. Im OP müssen die Haare sicher unter einer OP-Haube verstaut sein.
Von auffälliger Schminke und stark gestylten Frisuren ist abzuraten, denn viele Patienten befinden sich am Morgen der Visite in einer ungepflegten Situation, hatten möglicherweise einen Unfall oder kommen aus einer anderen stressigen Lage. In solchen Momenten kann ein übermäßig gestylter Arzt als unangenehm empfunden werden. Dies gilt natürlich nicht für Privatpraxen in der ästhetischen Chirurgie, wo es letztlich darum geht, sich so zu präsentieren, wie man sich am wohlsten fühlt.
Was die Schuhe angeht, so waren früher weiße Modelle mit weißer Sohle Standard. Diese strengen Vorgaben gelten heutzutage nicht mehr so rigoros. Auf dem Papier wird zwar oft noch eine weiße Sohle gefordert, jedoch sind auch farbige Schuhe in vielen Krankenhäusern mittlerweile akzeptiert. Bequeme Turnschuhe oder Birkenstocks, in denen man lange laufen kann sind ideal – Hauptsache man hat es bequem und ist einsatzbereit!
Kleine Checkliste
- Bequemes T-Shirt
- Weiße Hose
- ggf. Haargummi
- Socken
- Turnschuhe
- ggf weißen Kittel
- Stift
- ein kleines Büchlein zum Mitschreiben
- dein Stethoskop
- deine Kitteluhr
- einen Proteinriegel für die Kitteltasche
- Deo
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